Verein für Schlesische Kirchengeschichte e.V.

Willkommen beim Verein für Schlesische Kirchengeschichte!

Die schlesische Kirchengeschichte, einschließlich der Kirchengeschichte der schlesischen Oberlausitz, ist eine regionale Kirchengeschichte. Der Verein für Schlesische Kirchengeschichte hat es sich zur Aufgabe gemacht, die evangelische Kirchengeschichte von der Reformation bis zur Gegenwart des gesamten schlesischen Raumes darzustellen, unabhängig von den wechselnden Grenzziehungen und in enger Bindung an die jeweils bestehenden evangelischen Kirchen. Er widmet sich insbesondere der Kirchengeschichte der Diözesen Breslau (Wrocław), Teschen (Cieszyn) und Kattowitz (Katowice) in der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, der Schlesisch-evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Tschechien und der Schlesischen Oberlausitz in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Mit seiner Arbeit will der Verein dazu beizutragen, dass das Erbe der Kirchenprovinz Schlesien bewahrt wird und der reiche Beitrag Schlesiens zur gesamtdeutschen und europäischen Kirchengeschichte nicht in Vergessenheit gerät. Das geschieht in Erbengemeinschaft mit den polnischen und tschechischen evangelischen Kirchen. Zu den Zielen des Vereins gehört auch, die Erinnerung an das kirchenhistorische Erbe Schlesiens, das nach 1945 zunächst in der Ev. Kirche von Schlesien bzw. des Görlitzer Kirchengebietes und später in der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz weitergegeben wurde, zusammen mit dem kirchengeschichtlichen Erbe der übrigen Schlesier in den deutschen Bundesländern zu pflegen.

Der Verein gibt das „Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte“, die „Beihefte zum Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte“ und die „Studien zur Schlesischen und Oberlausitzer Kirchengeschichte“ heraus, daneben auch selbständige Werke.

Einmal jährlich veranstaltet der Verein eine Tagung zu einem Thema der schlesischen Kirchengeschichte, und zwar abwechselnd in Görlitz und im polnischen Schlesien.

Ziele und Aufgaben des Vereins für Schlesische Kirchengeschichte

Der Verein möchte das Interesse wecken für das breite Erbe der schlesischen Kirche. Dieses Erbe ist uns anvertraut. Es ruft nach Menschen, die sich seiner in Liebe und Verantwortung annehmen:

  • um den besonderen Beitrag Schlesiens zum gesamtdeutschen und europäischen Protestantismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen
  • um die Erinnerung an den Zusammenhang der evangelischen Kirche in der schlesischen Oberlausitz (Görlitzer Kirchengebiet) mit den übrigen Schlesiern wach zu halten
  • um den in aller Welt zerstreuten Schlesiern, der deutschen Minderheit im polnischen Schlesien und deren Nachkommen zu helfen, das Wissen um ihre Herkunft zu bewahren
  • um die Verständigung und die Zusammenarbeit mit Polen und Tschechen im Sinne des europäischen Regionalgedankens zu fördern.

Vereinsgeschichte

Der Verein für Schlesische Kirchengeschichte wurde 1882 in Breslau gegründet, gleichzeitig wurde auch das „Correspondenzblatt des Vereins für Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens“, seit 1929 „Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte“ als Publikationsorgan herausgegeben. Der Verein für Schlesische Kirchengeschichte zählt gegenwärtig 138 Mitglieder, darunter auch Mitglieder aus Polen und Tschechien. Indem er für die Erbengemeinschaft all derer eintritt, die mit der Schlesischen Kirche verbunden waren und sind, trägt er der Tatsache Rechnung, dass sich die schlesische Kirchengeschichte seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf drei Wegen vollzieht: in der schlesischen Oberlausitz, in den genannten Diözesen der polnischen Evangelisch-Augsburgischen Kirche in der Republik Polen und in der Gemeinschaft Evangelischer Schlesier im Nachkriegsdeutschland. Neben den lutherischen Gemeinden gibt es in Schlesien auch zwei kleine reformierte Gemeinden, Strzelin/Strehlen und Pstrążna/Straußeney, die Teil der „Evangelisch-Reformierten Kirche in der Republik Polen“ sind.

Literaturhinweis: Zur Geschichte des Vereins für Schlesische Kirchengeschichte vgl. Christian-Erdmann Schott, Verein für Schlesische Kirchengeschichte, in: Territorialkirchengeschichte. Handbuch für Landeskirchen- und Diözesangeschichte. Hg. von Dietrich Blaufuß und Thomas Scharf-Wrede, Neustadt a.d. Aisch 2005, 145-156.

Zeittafel

  • 1000 Errichtung des Erzbistums Gnesen mit dem Bistum Breslau. Schlesien wird ein christliches Land.
  • 1267 Hedwig von Andechs-Meranien, Gemahlin Herzog Heinrichs I. von Schlesien, wird heiliggesprochen. Sie wird zur Landesheiligen Schlesiens.
  • 1523 In Breslau findet die Reformation über den vom Rat der Stadt zum Pfarrer von St. Maria Magdalena berufenen Johannes Heß Eingang. Die Mehrheit der Schlesier wendet sich der evangelischen Lehre zu. Schlesien wird zu einem bedeutenden Element der deutschen evangelischen Kirche und Konfessionskultur mit lebendiger, auch in langer Zeit der Unterdrückung durchgehaltener Frömmigkeit, hervorragendem Bildungswesen und reicher geistlicher Literatur und Dichtung.
  • 1526 Gründung der ersten evangelischen Universität Europas in Liegnitz durch Herzog Friedrich II., die jedoch wegen theologischer Streitigkeiten und Geldmangels bereits nach drei Jahren wieder geschlossen wird.
  • 1563 Beginn der Gegenreformation in Schlesien. Nach und nach Wegnahme evangelischer Kirchen, Vertreibung von Geistlichen, Schließung evangelischer Schulen.
  • 1609 Garantie der freien Religionsausübung für die evangelischen Stände in einem Majestätsbrief Kaiser Rudolfs II.
  • 1648 Der Westfälische Friede bestätigt der Stadt Breslau und den Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau und Münsterberg-Oels die freie Religionsausübung; in den anderen Gebieten bestimmt der Kaiser die Konfession; er gestattet den Evangelischen den Bau der drei Friedenskirchen in Glogau, Jauer und Schweidnitz.
  • 1675 Mit Herzog Georg Wilhelm von Liegnitz, Brieg und Wohlau stirbt der letzte der schlesischen Piasten, die den Protestantismus unterstützt hatten, auch hier setzt die Gegenreformation ein.
  • 1707/09 Konvention von Altranstädt: Kaiser Joseph I. sichert auf Druck König Karls XII. von Schweden den Lutheranern die freie Religionsausübung in den Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau, Oels und Münsterburg sowie der Stadt Breslau zu, mildert die religiöse Unterdrückung im übrigen Land und erlaubt den Bau von sechs Gnadenkirchen in Freystadt, Hirschberg, Landeshut, Militsch, Sagan und Teschen.
  • 1740-1742 Schlesien wird preußisch. König Friedrich II., der Große, gestattet den Evangelischen freie Ausübung ihrer Konfession in ganz Schlesien und gesteht auch der Herrnhuter Brüdergemeine und den Schwenckfeldern freie Religionsausübung zu. Außerdem erlaubt er, Bethäuser zu errichten, die später zu sogenannten Bethauskirchen erweitert werden. Damit entsteht eine einzigartige evangelische Kirchenbaulandschaft aus Friedens-, Grenz-, Zufluchts-, und Gnadenkirchen, Bethäusern und Bethauskirchen.
  • 1811 Gründung der Universität Breslau, der ersten Universität Preußens mit katholisch- und evangelisch-theologischer Fakultät.
  • 1815/16 Ein Teil der Oberlausitz kommt an Schlesien. Innerkirchliche Verwaltungsreform mit der Errichtung des Konsistoriums für Schlesien in Breslau.
  • Zu Beginn des 19. Jahrhunderts breitet sich die Erweckungsbewegung auch in Schlesien aus, die Innere Mission führt zur Gründung vieler diakonischer Einrichtungen und von neun Diakonissenmutterhäusern.
  • 1923 In den an Polen abgetretenen Teilen Oberschlesiens bildet sich die selbständige „Unierte Evangelische Kirche in Polnisch-Oberschlesien“.
  • 1933-1945 Auch Schlesien ist vom Kirchenkampf betroffen. Die Mehrheit der schlesischen Gemeindeglieder und Pfarrer steht auf der Seite von Bischof Otto Zänker, der 1941 zwangspensioniert wird.
  • 1945/46 Ende des Zweiten Weltkrieges. Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Schlesien. Im nun polnisch und überwiegend römisch-katholisch werdenden Schlesien entstehen Gemeinden der „Evangelisch-Augsburgischen Kirche in der Republik Polen“, gegliedert in ihre drei Diözesen Breslau, Teschen und Kattowitz. In den schlesischen Gebieten westlich der Neiße bildet sich die „Evangelische Kirche von Schlesien“ und im Westen die „Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V.“
  • 1968 Umbenennung der „Evangelischen Kirche von Schlesien“ auf staatlichen Druck in „Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebietes“.
  • 1992 Umbenennung der „Evangelischen Kirche des Görlitzer Kirchengebietes“ in „Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz“.
  • 1997 Partnerschaftsvertrag zwischen der Diözese Breslau der „Evangelisch-Augsburgischen Kirche in der Republik Polen“ und der „Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz“.
  • 2004 Die „Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz“ und die „Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg“ bilden die „Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz“.
  • 2005 Gründung der „Kirchlichen Stiftung Evangelisches Schlesien“.
  • 2014 Vereinigung der Kirchenkreise Niederschlesische Oberlausitz und Hoyerswerda zum Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz.