Ev. Versöhnungskirchengemeinde Görlitz
Weinhübel | Auferstehungskirche

Die Auferstehungskirche Weinhübel

Auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Neißeaue am südlichen Ende des Dorfangers gelegen, behauptet sich seit über 700 Jahren das ehrwürdige Leschwitzer Dorfkirchlein. Den Namen Auferstehungskirche erhielt es, als der 1936 in Weinhübel umbenannte Ort 1949 nach Görlitz eingemeindet wurde. Umgeben von einem eingefriedeten Kirchhof zeigt ihr Äußeres einen in Etappen gewachsenen Kirchenbau mit steilem Satteldach und schieferbehangenem Dachreitertürmchen. Der Chorraum mit der polygonalen Apsis stammt noch aus vorreformatorischer Zeit, was von noch vorhandenen Weihekreuzen unterstrichen wird. Er wird von einem Sternrippengewölbe überspannt. Das Kirchenschiff ist durch einen Triumphbogen vom Altarbereich abgesetzt und trägt ein Stichkappengewölbe.

Die sakrale Inneneinrichtung wurde nach dem Dreißigjährigen Kriege schrittweise angeschafft. Etwa eine Generation brauchte es, bis sich der nahezu menschenleer zurückgebliebene Flecken von den Kriegsdrangsalen erholt hatte und es wirtschaftlich und mental überhaupt möglich war, die Kirche neu auszustatten. Der Altar entstand in den Jahren von 1683 bis 1693 als Passionsaltar mit einer plastischen Darstellung des Heiligen Abendmahls in der Predella, einer Kreuzigungsszenerie im Altarbild, der Grablegung Jesu als Relief im darüber gelegenen Segment und dem auferstandenen Christus als Abschluss obenauf. Der Altar ist ein Auftragswerk, vergeben an den Bildschnitzer Jacob Riese und den Maler Elias Kramer aus Priebus, der die Farb-, Gold- und Silberarbeiten übernahm. Die Kanzel illustriert das Geschehen um die Kreuzigung. Das Besondere ist, dass nicht Jesus selbst auf dem Weg zur Kreuzigung oder am Kreuz dargestellt ist. Hier hat dagegen eine lebendige Engelschar vom Kanzelkorb Besitz ergriffen und zeigt das Ereignis mittels zur Schau gestellter Marterwerkzeuge auf. Die Unterseite des Schalldeckels lässt eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist erkennen. Einander ergänzend bieten Altar und Kanzel gemeinsam das Passionsgeschehen umfassend dar. Beide bekrönt der auferstandene Christus figürlich. Davon abgeleitet ist der Name „Auferstehungskirche“. Mit Altar, Kanzel und einem zugehörigen stehenden Taufengel hatte die Kirche nach und nach ein durchstrukturiertes barockes Ensemble erhalten, das in seiner stilistischen, farblichen und inhaltlichen Zusammengehörigkeit mindestens im Görlitzer Raum einmalig ist.

Der golden gekleidete, schwebende Taufengel im Altarraum ist zeitlich etwas später einzuordnen. An ihm werden wie vor über 200 Jahren noch heute sämtliche Taufen vorgenommen. Das Lehnsherren-Gestühl und ein Teil der Emporen sind Einbauten aus den 1670er Jahren. Die Galerien wurden während einer umfassenden Kirchenrenovierung in den 1950er Jahren auf die gewärtige Holzsichtigkeit zurückgeführt, was einer damals gängigen restauratorischen Ansicht entsprach.

Die zweimanualige Orgel von 1875 ist ein Werk des einheimischen Orgelbauers Carl Nissler (1844/45-1917).

C.H. 04/2022