Ev. Versöhnungskirchengemeinde Görlitz
Kunnerwitz | Erlöserkirche

Die Erlöserkirche Kunnerwitz

Die Kirche ist an der höchsten Stelle des Ortes erbaut und weithin sichtbar. Sie bildet mit den zu beiden Seiten symmetrisch angeordneten Bauten, der Pfarre und dem Kantorei-Schul-Gebäude (heute Dorfgemeinschaftshaus), eine architektonische Einheit, die auch die Gestaltung des gesamten Areals mit einbezieht. Auffallend ist, dass die Kirche nicht geostet ist. Mit dieser zur Erbauungszeit eher unüblichen geographischen Ausrichtung erreichte der Architekt, dass die Kirchenpforte dem Ort einladend zugewandt ist. Unterstrichen wurde die Idee von der ortsseitigen Öffnung des Areals noch durch die Wegeführung, die von der Dorfstraße her in einem kleinen Bogen als Vorfahrt direkt vor das Kirchenportal führte. Symbolträchtig wird der Kirchenbau an den drei anderen Seiten von 12 Linden umrahmt. Die Kirche entstand in Karl Friedrich Schinkels (1781-1841) klassizistischem Stil der Normalkirchen, hebt sich jedoch durch die zweietagig angeordneten Fenster ab. Zur Ausführung kam der Kirchenbau in den Jahren 1836 bis 1839.

Der Innenraum trägt den Charakter einer römischen Basilika mit einer flachen Holzdecke und offenen Rundbögen an den Längsseiten. Diese nehmen die typischen Rundbogenfenster auf. Einschneidende Veränderungen in der Raumstruktur erfuhr die Kirche zwischen 1974 und 1981, als in Höhe der ersten Empore eine Zwischendecke eingezogen wurde, ein in der Höhe reduzierter Kirchenraum entstand und mit ihm eine Räumlichkeit unter dem Kirchensaal, die heute als Unterkirche für Veranstaltungen genutzt werden kann.

Das großzügig angelegte Kirchenschiff bietet immer noch den Platz für Emporen an dessen Längsseiten. Der gerade abschließende Chorraum nimmt einen einfachen Altartisch ohne Aufbau auf. Das große, den Altarraum ausfüllende Buntglasfenster zeigt den segnenden Christus. Es stammt aus der Zittauer Glasmalereiwerkstatt von Richard Schlein (1857-1940), der den Auftrag dafür 1932 erhielt. Die Taufe ist in ihrer Grundform ähnlich dem Altartisch und dem Kanzelkorb gestaltet. Die polygonale Kanzel präsentiert in ihren fünf Gefachen ein lateinisches Kreuz und die vier menschlich dargestellten Evangelisten. Die Wölbung über dem Altarraum nimmt die Aussage der Kanzel auf und zeigt die Sinnbilder der vier Evangelisten und weitere christliche Symbole. Die ebenso symbolträchtige Ausmalung der Emporen kam genau einhundert Jahre nach Einweihung der Kirche hinzu. Diese übernahm der einheimische Kunstmaler und Töpfermeister Walter Rhaue (1885-1959) aus dem benachbarten Biesnitz. Die Orgel löste 1915 das Vorgängerinstrument ab. Sie ist ein Werk der Firma Schuster in Zittau. Die Kirche trägt seit 1963 den Namen „Erlöserkirche“.

Hinter der Kirche schließt der Friedhof an, der auch eine kleine Kapelle besitzt. In diesem Totenacker ruhen die Diakonissen, die im benachbarten Klein-Biesnitz im Haus Salem für die Oberlausitzer Synodaldiakonie ihren Dienst taten. Ein weiteres Gräberfeld hat eine Kriegsgräberanlage aufgenommen.

C.H. 04/2022